Viele Menschen bemerken, dass die Symptome einer Erkältung, wie verstopfte Nase, Husten und allgemeines Unwohlsein, morgens intensiver empfunden werden. Dies hat mehrere physiologische und umweltbedingte Ursachen. Hier sind die Hauptgründe, warum eine Erkältung morgens schlimmer sein kann:
1. Schleimansammlung über Nacht
Verminderter Abfluss des Schleims
- Ansammlung von Schleim: Während des Schlafs produziert der Körper weiterhin Schleim, um die Atemwege zu schützen. Da man im Liegen schläft und sich weniger bewegt, kann der Schleim nicht so gut abfließen wie im Wachzustand. Dadurch staut sich Schleim in den Nasengängen und im Rachen an. Ein gesunder Mensch produziert täglich etwa 1 bis 1,5 Liter Schleim. Bei einer Erkältung kann diese Menge deutlich steigen, da der Körper versucht, die Atemwege zu reinigen und Krankheitserreger abzuwehren.
- Verstopfte Nase und Husten: Am Morgen kann sich dieser angestaute Schleim bemerkbar machen, indem er die Nase verstopft oder Hustenreiz auslöst, was die Erkältungssymptome verstärkt erscheinen lässt.
2. Trockene Luft in der Nacht
Beeinträchtigung der Schleimhäute
- Heizungsluft und geringe Luftfeuchtigkeit: In den kühleren Monaten, wenn Erkältungen häufiger vorkommen, ist die Luft in den Schlafräumen oft durch Heizungen trockener. Diese trockene Luft kann die Schleimhäute in Nase und Rachen austrocknen, was sie anfälliger für Reizungen macht. Eine optimale relative Luftfeuchtigkeit für die Atemwege liegt zwischen 40% und 60%. In geheizten Räumen kann die Luftfeuchtigkeit jedoch auf unter 30% sinken, was zu einer Austrocknung der Schleimhäute führt.
- Reizung und Entzündung: Trockene Schleimhäute können sich entzünden, was zu einer stärkeren Wahrnehmung von Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen und verstopfter Nase am Morgen führt. Studien haben gezeigt, dass trockene Luft die Abwehrkräfte der Atemwege schwächt, was zu einer verstärkten Symptomatik bei Erkältungen führen kann.
3. Veränderter Hormonspiegel
Einfluss von Cortisol
- Cortisol-Spiegel: Cortisol, ein Hormon, das im Körper unter anderem entzündungshemmend wirkt, wird morgens in höheren Mengen ausgeschüttet. Der Cortisolspiegel ist morgens etwa 50-70% höher als am Abend. Dieser Anstieg ist Teil des natürlichen circadianen Rhythmus und bereitet den Körper auf den Tag vor. Die entzündungshemmende Wirkung von Cortisol wird jedoch über Nacht reduziert, was zu einer Zunahme von Entzündungssymptomen führt, die morgens spürbar werden.
- Nachwirkung am Morgen: Obwohl der Cortisolspiegel morgens steigt, sind die Symptome aufgrund der in der Nacht verstärkten Entzündungsreaktion oft noch deutlich spürbar.
4. Körperliche Erschöpfung
Auswirkungen des Schlafes
- Körperliche Ruhephase: Während des Schlafs regeneriert sich der Körper, aber er ist auch in einem Zustand der Ruhe, in dem die Abwehrmechanismen gegen Infektionen weniger aktiv sein können. Am Morgen, nach einer Nacht der relativen Inaktivität, können die Symptome stärker erscheinen, da der Körper noch nicht vollständig „hochgefahren“ ist.
- Morgenmüdigkeit: Müdigkeit und Erschöpfung nach dem Aufwachen können das subjektive Empfinden der Erkältungssymptome verstärken.
5. Verminderte Nasenatmung
Atmung durch den Mund
- Mundatmung: Viele Menschen neigen dazu, im Schlaf durch den Mund zu atmen, besonders wenn die Nase verstopft ist. Dies kann die Schleimhäute im Mund und Rachen austrocknen, was zu einem rauen, trockenen Gefühl am Morgen führt. Bis zu 30% der Erwachsenen atmen während des Schlafs hauptsächlich durch den Mund, was das Risiko erhöht, dass die Atemwege austrocknen und die Symptome einer Erkältung verschlimmert werden.
- Verstärkte Symptome: Die Mundatmung kann auch dazu führen, dass die Nase noch stärker verstopft ist, da der natürliche Reinigungsprozess der Nasengänge durch die Luftströmung behindert wird. Bei Menschen mit Schlafapnoe oder anderen schlafbezogenen Atemstörungen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie am Morgen intensivere Erkältungssymptome erleben, da ihre Atmung in der Nacht zusätzlich beeinträchtigt ist.
6. Häufigkeit von Erkältungen
Erkältungshäufigkeit
- Erkältungshäufigkeit: Erwachsene erkranken im Durchschnitt 2 bis 4 Mal pro Jahr an einer Erkältung, während Kinder aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten Immunsystems bis zu 10 Mal pro Jahr betroffen sein können. Diese Häufigkeit macht das Verständnis von Symptomen und deren Verlauf besonders wichtig.
Fazit
Erkältungssymptome erscheinen morgens oft schlimmer aufgrund einer Kombination von Schleimansammlungen, trockener Luft, hormonellen Veränderungen, körperlicher Erschöpfung und möglicherweise eingeschränkter Nasenatmung während der Nacht. Diese Faktoren führen dazu, dass die Symptome nach dem Aufwachen intensiver wahrgenommen werden, auch wenn sie im Laufe des Tages durch Bewegung, Flüssigkeitszufuhr und eine verbesserte Luftzirkulation oft nachlassen.